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 Das Märchen von den Jerktuvas

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Phelia

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Das Märchen von den Jerktuvas Empty
BeitragThema: Das Märchen von den Jerktuvas   Das Märchen von den Jerktuvas EmptySa Mai 17, 2014 5:50 pm

Die Nachricht hatte sich in dem kleinen Fischerdorf schnell herum gesprochen. Erik, der Sohn Olifs, ist zu wagemutig gewesen und der stürmischen See zu nah gekommen. Die peitschenden Wellen hatten ihm die Füße weggeschlagen, sodass er in das dunkle Nass stürzte, das ihn im Bruchteil einer Sekunde verschlang. Alles ging so schnell – nur innerhalb eines Augenschlags. Die Eltern standen nur ein Dutzend Meter entfernt um die Boote nochmals zu sichern, gaben einen Moment nicht auf ihr Kind Acht… und würden ihren jüngsten Sohn nie wieder sehen.

An diesem Abend saß die alte Inga nachdenklich in der Wohnstube vor dem Feuer, an dem ihre Tochter das Essen vorbereitete. Sie hatte ihre Handarbeit niedergelegt. Der Wollfaden ist aus der Nadel gerutscht. Sie musste warten bis eines ihrer Enkelkinder den Faden wieder für sie einfädelt. Ihre Augen waren dafür nicht mehr gut genug. Mit betrübtem Blick schaute sie den Kindern hinterher, die lachend durch die Stube rannten. Die älteste Enkeltochter half ihrer Mutter beim Kochen und schüttelte beim Anblick ihrer tobenden Geschwister seufzend den Kopf. Dies brachte Inga sonst immer zum schmunzeln, wie Bjora sich mit ihren 13 Wintern als so lebenserfahren tat. Doch heute war ihr nicht nach solch leichten Gedanken zumute. Ihr Schwiegersohn und Bjoras älterer Bruder würden noch eine Weile weg sein, bevor sie vom Handwerk wieder nach Hause kommen. Es war Zeit für eine kleine Märchenstunde.

Inga rief die drei kleinsten Geschwister zu sich und hieß ihnen an, sich vor ihr auf den Lehmboden zu setzen. „Kinder“, sagte sie mit ihrer rauchigen tiefen Stimme, „wisst ihr, was heute dem armen Erik Olifsson zugestoßen ist?“
Der älteste der dreien – Mattis – sprang sofort auf. „Ja, Großmutter! Er wollte baden gehen und ist ertrunken.“ Inga beschwichtigte ihn mit einer Handbewegung und machte ihm so deutlich, sich wieder zu setzen. „Das ist teils richtig. Er ist ertrunken, das stimmt. Wisst ihr beiden anderen denn, was passiert, wenn man ertrinkt?“ Die zwei kleinsten nickten und murmelten im Chor: „Man ist dann tot und dann lebt man nicht mehr.“
Inga nickte traurig. „Vergesst nicht, Eriks armen Eltern euer Beileid auszusprechen, wenn ihr sie das nächste Mal seht. Verstanden? Aber ich wollte euch noch etwas Anderes erzählen, das ich euch schon längst hätte erzählen sollen. Wisst ihr denn, weshalb er überhaupt ertrunken ist? Er war zu mutig und ist dem Wasser zu nah gekommen. Und das, obwohl das Wasser unruhig, stürmisch und dunkel war. Und wisst ihr, was das bedeutet?“ Mit großen Augen schüttelten die kleinen ihre Köpfchen. „Wenn das Meer unruhig ist und der Wind pfeift, als wolle er einen vom Boden empor heben – und wenn das Wasser dunkel ist, so schwarz wie die Nacht – dann treiben die Jerktuvas ihr Unwesen in den Wellen, am Strand und in der Luft!“
Bjora seufzte theatralisch. „Großmutter, nicht das alte Seemannsgarn! Die Jerktuvas gibt es doch gar nicht!“
Inga winkte die Bemerkung ihrer weisen Tochter ab und raunte: „Hört nicht auf eure Schwester. Sie hat nur selber Angst vor ihnen – nur deshalb möchte sie nichts von den Jerktuvas hören.“ Mattis unterbrach sie ungeduldig: „Was sind die Je-jetubas?“
„Die Jerktuvas“, fuhr Inga fort, „sind listige und bösartige Wesen aus dem Meer. Sie haben eine so helle Hautfarbe, dass ihr Körper beinahe durchsichtig ist. Im Wasser kannst du sie nicht sehen. Sie passen sich den Wellen an, um unerkannt zu bleiben. Nur manchmal sieht man ihre langen klauenartigen Hände aus dem Wasser ragen. Meistens, wenn ein unbedachter Mensch dem Wasser zu nahe kommt. Denn, wisst ihr, die Jerktuvas missachten das Leben und die Menschen. Sie machen sich einen Spaß daraus, Menschen zu ärgern und am liebsten zu töten. Das Meer ist ihr Reich und so ist jeder Eindringling eine Bedrohung und eine Beleidigung für sie. Sie schleichen sich mit den kraftvollen Wellen der unruhigen See heran, getarnt durch ihren Körper und das Rauschen des mächtigen Wassers. Wenn sie nahe genug an dem Unglücklichen sind, schließen sie ihre eiskalten Hände um seine Knöchel und ziehen ihn ohne Erbarmen in die Tiefe des Meeres, sodass er nie mehr wieder gesehen wird.“
Die drei kleinen keuchten auf und rutschten näher zusammen. „Sie sind aber auch nicht nur am Strand, um auf ihre Opfer zu warten. Ist ein armer Seemann bei einem solchen Sturm noch mit seinem Boot draußen auf der See, schaukeln die Jerktuvas das Boot so lange hin und her, bis sie nach der Reling greifen und das Boot zum kentern bringen können.“ Bjora schüttelte empört über Ingas Gruselgeschichte den Kopf und wollte etwas erwidern, da legte ihr ihre Mutter eine Hand auf die Schulter. „Lass gut sein, Bjora“, flüsterte sie. „Das ist eine Lebenslektion, die die Kinder lernen müssen. Wenn sie sich fürchten kommen sie nicht in die Gefahr, so zu enden wie Erik.“ Einen Moment schaute sie ihre Tochter nachdenklich an. „Du müsstest deinen Gesichtsausdruck gesehen haben, als ich dir die Geschichte damals erzählt habe. Du hast dich zwei Sommer lang geweigert, auch nur ansatzweise in die Nähe des Meeres zu gehen…“ Daraufhin blieb Bjora verdächtig still.
„Kommen die Jerktuvas auch zu mir nach Hause, wenn ich mich im Zuber bade?“, fragte Solve, die jüngste. Inga lächelte sanft. „Nein, nein. Hab keine Angst, Liebes. Die bleiben im Meer. Nur an Klippen müsst ihr euch in Acht nehmen.“
„An Klippen?“, fragte Mattis ungläubig. „Aber wenn ich auf einer Klippe stehe, dann ist das Meer doch so weit weg. Da können sie mir doch gar nichts anhaben.“
„Oh doch, glaube mir! Ich hatte doch gesagt, dass die Jerktuvas kommen, wenn die See stürmisch ist. Die Jerktuvas können sich mit den Wellen voller Kraft gegen die Klippen schleudern und so den Sog des Windes verstärken, der bis hinauf zu dir schlägt, wenn du auf der Klippe stehst. Kommst du an solchen Tagen zu nahe an den Rand der Klippe, ziehen dich die Jerktuvas mit ihrem Spiel mit dem Wind hinab in die Tiefe. Ehe du dich versiehst, hat dich ein Windstoß erfasst und schleudert dich dem peitschenden Wasser entgegen.“
„Das ist ja grausam…“, murmelte Solve. „Haben… haben die Jerktuvas den Erik geholt?“ Ihre Lippen fingen an zu beben. Inga zog das Mädchen auf ihren Schoß und wiegte sie in ihren Armen. „Ja, meine Kleine. Die Jerktuvas haben Erik geholt. Er war dem Wasser zu nah gekommen und musste damit mit seinem Leben bezahlen.“ Sie atmete tief durch. Es war ein trauriges Thema und eine böse Geschichte, aber die Kinder durften diese Lektion nie vergessen. Das Meer ist eine mächtige Naturgewalt und voller Tücken und Gefahren. Man durfte es nie unterschätzen.
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Ragnar
Hauptmann
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BeitragThema: Re: Das Märchen von den Jerktuvas   Das Märchen von den Jerktuvas EmptySo Mai 18, 2014 10:47 pm

Habs mal ins Wiki gestellt.
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